Experteninterview

Digitalisierung der Pensionsfonds-Administration

Interview mit Florian Lisker, Senior Software Developer, Lurse und Stéphane Diez, Senior Projektmanager, Lurse

Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei der Digitalisierung eines Pensionsfonds?

Die Digitalisierung ist sicher der erste Schritt, um alle Parteien, die sich mit der Verwaltung eines komplexen Produktes beschäftigen überhaupt in die Lage zu versetzten, Prozesse zu automatisieren. Dann geht’s aber erst richtig los: Ziel ist es die gesamte Wertschöpfungskette ohne Medienbrüche weitestgehend zu automatisieren. Diese ist besonders komplex, weil sehr viele Drittsysteme angebunden sind. Die HR-Abteilung des Trägerunternehmens, die Entgeltabrechnung für die Leistungsempfänger, Accounting & Aktuariat, Banken, Kapitalverwaltungsgesellschaften und Verwahrstellen für die Wertpapiere müssen ihre Systeme automatisieren und trotzdem absichern. Dabei ist für maximale Transparenz zu sorgen. Das bedeutet, sämtliche von und nach Drittsystemen gelieferten Daten müssen zentral einsehbar sein. Es werden Reporte und Auswertungen für interne Audits, Wirtschaftsprüfer und Aufsichtsbehörden bereitgestellt –  ad-hoc und ohne Vorlauf.

Wie bindet ihr Drittsysteme an eure Verwaltungsplattform P·Live an?

Wir unterstützen zum einen Standards wie z. B. EBICS und BiPRO, die Erzeugung von PAIN und DTAZV- Zahldateien sowie die Verarbeitung von maschinenlesbaren CAMT-Kontoauszügen. Zudem können wir proprietäre Schnittstellen von und zu Drittsystemen, wie beispielsweise Entgeltabrechnungs- oder Buchhaltungssystemen sowie Kapitalverwaltungsgesellschaften und Verwahrstellen anbinden. Das geschieht überwiegend als Dateiaustausch im CSV- oder XML-Format oder aber über REST- oder SOAP-Webservices.

Welche Erfahrungen habt ihr in den letzten Jahren bei der Anbindung von Banken gemacht?

Während die Schnittstellen bei diversen Verwahrstellen und Kapitalverwaltungsgesellschaften eher proprietär entwickelt und angeboten werden, unterstützen Banken in der Regel den EBICS-Standard.  Bei einzelnen Banken läuft der Austausch von Zahldateien und Kontoinformationen über einen abgesicherten, jedoch trotzdem klassischen Dateiaustausch per SFTP. Die Kompetenzen der Banken bei der Einrichtung einer automatisierten digitalen Übertragung sind gut, auch wenn oft noch manuelle Eingriffe notwendig sind.